next floor 1-22 blaetterkatalog_cli

17 next floor 1 / 22 Den weitaus grössten Teil unserer Lebenszeit verbringen wir in Gebäuden. Deshalb ist die problemlose Mobilität innerhalb der Bauten besonders wichtig. Denn wer allein unterwegs sein kann, kann ungehindert am Leben teilnehmen – wer hingegen beständig auf Hilfe und Unterstützung angewiesen ist, wird in seiner Selbstständigkeit massiv eingeschränkt. Um den Aufzug möglichst einfach, barrierefrei und für alle Menschen uneingeschränkt nutzbar zu machen, hat Schindler Schweiz vor eineinhalb Jahren die Arbeitsgruppe «Design for All» ins Leben gerufen. Deren Leiterin Elisabeth Köpfli-Roth skizziert das Ziel wie folgt: «Für uns steht der Mensch im Mittelpunkt. Als wichtiger Akteur im Baubereich streben wir danach, dass unsere Produkte für alle zugänglich und sicher nutzbar sind. Dazu nutzen wir unsere Innovationskraft sowie neue Technologien und beziehen Betroffene mit ein.» Aktive Zusammenarbeit Die Zugänglichkeit von Aufzügen wird unter anderem in der Norm SN EN 81-70 beschrieben (Siehe Seite 8/9). Solche Normen regeln viele, aber längst nicht alle Punkte. «Es ist mir schon passiert, dass ich mit den Rädern meines Rollstuhls in der Lücke zwischen Schachttür und Kabine hängengeblieben bin. Solche Probleme erkennt man nur beim Praxistest. Nun können wir uns überlegen, wie das Problem zu entschärfen ist», sagt Ian Eldøy, Assistent Field Quality & Excellence und Mitglied der Arbeitsgruppe. Eine praxistaugliche Lösung käme nicht nur Menschen im Rollstuhl oder mit einem Rollator zugute, sondern auch Unternehmen, die den Aufzug für Kleinroboter oder Transportwagen nutzen. Eine weitere Erkenntnis aus den Praxistests, für die Schindler sowohl Menschen mit einer Gehbehinderung als auch einer Seh- oder Hörbehinderung einlädt: Die Norm lässt Spielräume bei der Ausführung und der Anordnung gewisser Elemente zu. «Diese Leerstellen bieten aus unserer Sicht auch Raum für neue Möglichkeiten. Wir können uns zum Beispiel vorstellen, anstelle eines Spiegels eine Kamera und einen Bildschirm zu nutzen. Wichtig ist ja nicht der Spiegel an sich, sondern das Bedürfnis, mit dem Rollstuhl sicher und rückwärts aus der Kabine zu gelangen», sagt Frankie Schmid. Als Head Global New Installations unterstützt er die Arbeitsgruppe aktiv und bringt die Erkenntnisse auf Konzernstufe ein. «So erhält das Thema das richtigeGewicht», erläutert Frankie Schmid, «denn sowohl als Arbeitgeber wie als Unternehmen setzen wir uns stark für Inklusion ein.» Fühlbar anders Ein weiteres Mitglied der Arbeitsgruppe ist Marcel Ackermann, Projektleiter Spezialanlagen. Er ist Miterfinder des «Haptic Touch Panel». Dieses multisensorische Tableau ist auch für Menschen mit Seh- oder Hörbehinderung zugänglich und wurde 2020 mit der «Canne blanche» ausgezeichnet, dem Anerkennungspreis von SZBLIND. «Um herauszufinden, wie sich Menschen mit Behinderung bei der Bedienung verhalten, haben wir das Panel von vielen unterschiedlichen Personen testen lassen. So konnten wir verstehen, was es für eine intuitive Anwendung braucht», sagt Marcel Ackermann. Das von BrailleElementen umfasste Bedienpanel bietet eine Zehnertastatur im vertrauten Layout und mit hoher Blendfreiheit. Die TouchOberfläche erkennt aufgrund der Fingerbewegungen sofort, ob die Sehkraft der bedienenden Person eingeschränkt ist. In diesem Fall werden die Tastenbegrenzungen fühlbar und jede Aktion löst eine haptische und akustische Rückmeldung aus. Noch ist das Haptic Touch Panel nicht marktreif. Die Innovationsabteilung/New Technologies bei Schindler entwickelt es derzeit weiter und nutzt das Wissen für weitere Projekte. Für die Mobilität im Gebäude ist der Aufzug unverzichtbar. Damit ihn alle Menschen nutzen können, müssen viele Details stimmen. Bei Schindler setzt sich die Arbeitsgruppe «Design for All» für dieses Ziel ein. TEXT Michael Staub BILD Beat Brechbühl und Schindler Die Arbeitsgruppe «Design for All»: Elisabeth Köpfli-Roth, Ian Eldøy, Frankie Schmid und Marcel Ackermann (v. l.) Die Touch-Oberfläche erkennt aufgrund der Fingerbewegungen sofort, ob die Sehkraft der bedienenden Person eingeschränkt ist. In diesem Fall werden die Tastenbegrenzungen fühlbar und jede Aktion löst eine haptische und akustische Rückmeldung aus. c

RkJQdWJsaXNoZXIy NjQ1