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23 next floor 1 / 22 halten müssen. Damit ein Aufzug aber auch zugänglich und nutzbar ist, muss er nach der Aufzugsnorm SN EN 81-70 «Zugänglichkeit von Aufzügen» bestellt werden. So ist es möglich, dass in Gebäuden die nicht unter die Norm SIA 500 fallen, zwar ein Aufzug eingebaut wird, dieser aus «gestalterischen Gründen» aber nicht autonom nutzbar ist. Eine ziemlich absurde Situation, wie wir meinen. Welche Rolle spielen in diesem Kontext die Aufzugshersteller? Nach unseren Erfahrungen bemühen sich die Hersteller sehr darum, ihren Kunden die Vorteile hindernisfreier Aufzüge darzulegen. Doch eine grössere Kabine, ein horizontales Tableau, eine Sprachansage oder eine blendfreie Beleuchtung sind kostenpflichtige Extras. Als Kundin muss ich mehr bezahlen, wenn ich eine Anlage will, die für alle Benutzerinnen und Benutzer funktioniert. Das ist, als ob ich beim Auto die Sitzgurte und den Aufprallschutz extra kaufen müsste. Können Treppenlifte eine Lösung sein, wenn jemand wegen einer Behinderung sein Wohnumfeld anpassen muss? Oft sind sie die Lösung, die sich am schnellsten realisieren lässt. Wir sind aber der Meinung, dass ein Treppenlift immer eine Notlösung darstellt. Denn von einem Vertikalaufzug profitieren alle Benutzerinnen und Benutzer einer Liegenschaft, nicht nur Menschen mit Behinderung. Seit 2020 gibt es einen regelmässigen Austausch zwischen Ihrer Fachstelle und dem «Design for All»-Team von Schindler. Was schätzen Sie daran? Das Bewusstsein, mit dem Schindler an das Thema herangeht. Solche Kontakte ermöglichen uns, grundlegende Fragen zur Hindernisfreiheit von Standardprodukten vorzubringen. Bei individuellen Anpassungen von Aufzügen stellt sich oft die Frage, wer dafür zuständig ist. Hier schätzen wir den unkomplizierten Zugang zu Schindler sehr. Ebenso können wir Rückmeldungen aus dem Alltag von Menschen mit Behinderung einspeisen. So können die Fachleute bei Schindler besser verstehen, auf welche Probleme Menschen mit Behinderung stossen und wie man den Aufzug für sie noch besser gestalten könnte. Wie geht es mit dem hindernisfreien Bauen weiter? Die demografische Entwicklung ist ein starker Treiber, insbesondere imWohnungsbau. Weil der Anteil älterer Menschen beständig steigt, müssen die Wohnungen für möglichst alle Generationen nutzbar sein. Das Konzept der Fachstelle zum anpassbaren Wohnungsbau ist mittlerweile bei den Bauherrschaften angekommen. Zudem hat die Bauindustrie grosse Fortschritte gemacht. Vieles, was vor 20 Jahren noch eine teure Spezialanfertigung war, ist heute Standard. Ich denke da zum Beispiel an schwellenlose Übergänge oder begehbare Duschen. Hindernisfreie Bauten sind für uns alle ein Gewinn, unabhängig von unserem Alter und möglichen Einschränkungen. Zur Person Eva Schmidt ist diplomierte Architektin ETH. Sie arbeitet seit 1995 bei der Schweizer Fachstelle Hindernisfreie Architektur (bis 2017 Schweizerische Fachstelle für behindertengerechtes Bauen). Dort hat Schmidt den Fachbereich sehbehinderten- und blindengerechtes Bauen aufgebaut. 2018 übernahm sie die Geschäftsführung der Fachstelle. Als Expertin hat sie aktiv an nationalen und internationalen Normen zum hindernisfreien Bauen mitgearbeitet. Eva Schmidt ist Mutter von drei erwachsenen Kindern und lebt in Aarau. c «Als Kundin muss ich mehr bezahlen, wenn ich eine Anlage will, die für alle Benutzerinnen und Benutzer funktioniert. Das ist, als ob ich beim Auto die Sitzgurte und den Aufprallschutz extra kaufen müsste.»

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