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38 next floor 1 / 22 Die Anforderungen betreffend Ausbruchsicherheit sind dort verständlicherweise besonders hoch. Um die benötigte «Widerstandsklasse» zu erreichen, arbeitete Marcel Girod mit der Prüfstelle der Berner Fachhochschule im Bereich Architektur, Holz und Bau zusammen, die dabei wortwörtlich mit der Brechstange vorging. Umzu testen, ob die Aufzugstür einemAusbruchsversuch standhält, wurde sie mit allen erdenklichen Mitteln malträtiert: mit Tritten, Schraubenziehern, Brecheisen und Pendelschlägen. Gewaltsam aus dem Lift zu entkommen, sollte praktisch unmöglich sein. Und ist es heute auch. Ebenfalls ein Novum für Schindler waren in diesem Zusammenhang die Gittertüren in den Gefängnisaufzügen, mit denen die Fahrräume zweigeteilt werden können. Fährt eine Aufsichtsperson mit einem Inhaftierten, befindet sich dieser im hinteren Teil, der mit der Gittertür abgeschlossen wird. Infinity-Kabinen für den Durchblick Diese extremen Anforderungen gelten natürlich nicht für alle 32 Lifte im PJZ. Die meisten von ihnen dienen schlicht und einfach demTransport der 2000 Mitarbeitenden sowie Besucherinnen und Besucher. Und diese Aufzüge fallen vor allem durch ihr exklusives Design auf. «Wirklich speziell sind die Glaslifte mit den InfinityKabinen», schwärmt Monteur Daniel Amann. Infinity-Kabinen? «Genau: Die Glaskabinen haben keine Rahmen. Die Ecken sind mit Silikon verklebt. Das wirkt vollkommen transparent. Sowas habe ich noch nie gemacht.» Als Daniel Amann vor über drei Jahren den ersten Lift imPJZ montierte, hätte er wohl kaum gedacht, dass dies über drei Jahre lang sein Arbeitsplatz sein würde. Was am Anfang wie Routine aussah, entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einer hochspannenden und ebenso komplexen Aufgabe. «Man wird hier dauernd gefordert», sagt er, «das macht richtig Spass.» Die grösste Herausforderung, so Schindler-Projektleiter Marcel Girod, seien wohl die Schlosserarbeiten gewesen – die Stahlkonstruktionen also, die den Rahmen für die Aufzüge in den Liftschächten bilden. «Die machen das PJZ für uns von der Komplexität her einzigartig.» Dabei sei die Zusammenarbeit mit den Architekten der Theo Hotz Partner AG und der Generalunternehmung HRS besonders wichtig gewesen. «Dass wir uns kennen und aufeinander verlassen können, ist uns ganz besonders hier zugutegekommen.» Wie sich das neue PJZ im Alltag bewährt, wird die Zukunft zeigen. Denn nicht alles lässt sich im Voraus simulieren. Das weiss auch Gefängnisdirektor Marc Eiermann, für den ein möglichst sicherer und reibungsloser Betrieb zwar Voraussetzung ist. Wirklich wichtig sei aber, sich immer wieder bewusst zu machen, dass eine Verhaftung für die Betroffenen ein riesiger Schock ist, mit dem sie zuerst einmal umgehen müssen. Und da kann der Gefängnisdirektor von seiner jahrelangen Erfahrung als Notfallpfleger bestimmt profitieren. ARCHITEKTUR SCHWEIZ Der Eingangsbereich des PJZ (oben) und die Infinity-Kabinen aus Glas. Vom Glaslift bis zu den Aufzügen für den Gefangenentransport: 32 Anlagen hat Schindler im PJZ verbaut. c

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