zusätzliche Massnahmen. «Insbesondere die Haptik von Oberflächen ist zentral. Der weisse Stock ist wie ein verlängerter Zeigefinger, über den Informationen ertastet werden», sagt Barbara Schaub von der Fachstelle Hindernisfreie Architektur. So können durch eine unterschiedliche Materialisierung des Bodens beispielsweise Wegstrecken und Wartebereiche unterschieden werden. Markierungen helfen, Treppen, Glasflächen oder Hindernisse zu erkennen. Auch taktil-visuelle Leitlinien, wie sie etwa von Bahnhöfen bekannt sind, helfen Menschen mit Behinderungen bei der haptischen und akustischen Orientierung. In diesem Zusammenhang ist auch die Raumakustik wichtig. «An lärmigen Orten müssen sich Menschen mit Sehbehinderungen, insbesondere Vollblinde, enorm konzentrieren, um relevante Informationen herauszuhören. Das ist sehr anstrengend», sagt Schaub. Mit einer durchdachten Gestaltung könne diese Geräuschinterpretation positiv beeinflusst werden. Aufzugskabinen halten millimetergenau Einfache Mobilität, aussagekräftige Sensorik und zusätzliche Unterstützung sind auch beim hindernisfreien Aufzug zentral. Dank präzisen Steuerungen halten die Kabinen heute an den Haltestellen millimetergenau an. «Wenn es keine Schwellen gibt und die Kabine gross genug bemessen ist, können wir Rollstuhlfahrenden den Aufzug selbständig und ohne grössere Verrenkungen nutzen», sagt Ian Eldøy, Assistent Field Quality & Excellence bei Schindler. Für eine angenehme Bedienung sollte das Tableau auf der richtigen Höhe angeordnet und idealerweise mit einem Horizontaltableau ergänzt werden. Grosse, kontrastreiche und mit einer Reliefschrift versehene Zahlentasten erleichtern die Bedienung. Ein Handlauf auf mindestens einer Seite gibt geh- und sehbehinderten Menschen zusätzliche Sicherheit. Zudem sollte das Kabinendesign so gewählt werden, dass Reflexionen und verwirrende Spiegelungen, etwa auf Hochglanzoberflächen, vermieden werden. Grossflächige Leuchtdecken sorgen für eine gute und blendfreie Beleuchtung. Schnelle Einsicht Wer barrierefrei bauen will, muss zahlreiche Themen berücksichtigen. Die gesetzlichen Grundlagen und das passende Knowhow sind in der Schweiz vorhanden. Ein Problem stellt zuweilen noch die fehlende Motivation der Bauherrschaften, Architekten oder Planerinnen dar. Doch dagegen gibt es ein einfaches Mittel, wie Barbara Schaub sagt: «Abhilfe schaffen kann eine Sensibilisierungsübung, bei derman selbst in einem Rollstuhl sitzt oder eine Simulationsbrille aufsetzt, um ein Gebäude zu erkunden. Man merkt sofort, welche Bedeutung scheinbar unwichtige Details haben und weshalb das hindernisfreie Bauen für uns alle wichtig ist.» Beim barrierefreien Bauen sei man noch nicht ganz an diesem Punkt. Die Schweiz wird immer älter Das barrierefreie Bauen wird durch die demografische Veränderung weiteren Auftrieb erhalten. Denn die Schweizer Wohnbevölkerung wird immer älter, und damit wächst der Anteil der Menschen, die in irgendeiner Form eingeschränkt sind. Mit dem Alter schwinden die Kraft und die Beweglichkeit und die Fähigkeiten zur Wahrnehmung (Hören, Sehen) und Kognition (Auffassungsgabe, Erinnerungsvermögen) nehmen tendenziell ebenfalls ab. Da die meisten älteren Menschen weiterhin in ihren eigenen vier Wänden leben wollen, muss auch der Gebäudebestand zunehmend barrierefrei werden. Vor der berüchtigten Spitalästhetik, die dem hindernisfreien Bauen lange Zeit anhaftete, muss man sich zum Glück nicht mehr fürchten. Denn die Baubranche hat grosse Fortschritte bei der Materialisierung und Gestaltung gemacht, wie etwa die moderne Badezimmergestaltung zeigt. «In den letzten 20 Jahren hat sich im Eigentumsbereich die bodenebene Dusche durchgesetzt. Diese Lösung ist viel angenehmer für alle, unabhängig von einer Behinderung», sagt Felix Schärer. Ebenso werden Balkone oder Terrassen sehr oft mit bodenebenen, schwellenlosen Türen erschlossen. Somit wird Barrierefreiheit, insbesondere im Neubau, nicht mehr die Ausnahme, sondern schon fast die Regel. «Dieses Ziel ist anzustreben», sagt Schärer. Unterstützung durch unterschiedliche Materialien Doch mit der Rollstuhlgängigkeit von Gebäuden ist es noch nicht getan. Damit auch visuell eingeschränkte Menschen die Gebäude sicher nutzen können, braucht es 7 next floor 1 / 22 c Vor der berüchtigten Spitalästhetik, die dem hindernisfreien Bauen lange Zeit anhaftete, muss man sich zum Glück nicht mehr fürchten. Denn die Baubranche hat grosse Fortschritte bei der Materialisierung und Gestaltung gemacht. Die Messe in Basel: Ein Treffpunkt für Menschen unterschiedlichster Art.
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